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Gelassen durch die Feiertage: Tipps für entspannte Weihnachten 🎄

Weihnachtliche Tisch-Deko. Wie du gelassen durch die Feiertage kommst.
Photo by Sixteen Miles Out / Unsplash

Weihnachten – die Zeit der Besinnlichkeit, des Miteinanders und der Freude. Oder? Für viele von uns fühlt sich das Fest der Liebe eher wie ein Marathon aus Organisation, Erwartungen und manchmal sogar Konflikten an. Wenn du schon beim Gedanken an die Feiertage gestresst bist, bist du nicht allein!

Weihnachten war und ist für mich seit langem eine echte Probe für meine Gelassenheit. Bereits im November kam oft die Frage meiner Eltern: „Und, weißt du schon, wo und wie du Weihnachten dieses Jahr feierst?" Natürlich bedeutete diese Frage eigentlich: Kommst du an Weihnachten zu uns? Das gleiche Spiel – nur etwas anders – wiederholte sich auf Seiten meiner Frau. Weihnachten bei der Familie bedeutete für mich oft Stress, und irgendwann stellte ich fest, dass ich überhaupt nicht erholt aus den Feiertagen herausging. Meine Strategie war es dann, den Heiligabend alleine zu verbringen und erst den 1. und 2. Weihnachtsfeiertag mit der Familie zu teilen. Das brachte mir deutlich mehr Entspannung.

Vermutlich geht es dir ähnlich, auch wenn du nicht zu solch „drastischen Maßnahmen" greifst. Mit ein paar einfachen Strategien kannst du dir selbst und deinen Lieben ein entspannteres Fest schenken.

Überhöhte Erwartungen ablegen – Perfektion ist nicht nötig

Weihnachten ist oft mit idealisierten Bildern verknüpft: die perfekte Deko, das perfekte Essen, alle Familienmitglieder in Harmonie vereint. Doch diese “hammerharten Erwartungen” (wie es die Psychologin Johanna Löchner nennt) können genau das Gegenteil bewirken.

Stattdessen können sie zu noch mehr Stress und Enttäuschung führen. Erlaube dir, die Messlatte etwas tiefer zu legen und akzeptiere, dass nicht alles perfekt sein muss. Manchmal sind es gerade die kleinen Unperfektheiten, die ein Fest besonders und authentisch machen.

Warum wir uns an Weihnachten oft unter Druck setzen

Weihnachten wird von vielen als emotionaler Höhepunkt des Jahres empfunden. Das liegt nicht nur an gesellschaftlichen Erwartungen, sondern auch daran, dass wir versuchen, emotionale Lücken zu füllen. Manchmal wollen wir an den Feiertagen Dinge kompensieren, die das Jahr über zu kurz gekommen sind – sei es Zeit mit der Familie, Frieden oder das Gefühl, etwas Besonderes zu erleben.

Diese hohen Erwartungen setzen uns unter Druck, in wenigen Tagen all das nachzuholen, was über Monate nicht geklappt hat. Das kann zu einer regelrechten Überforderung führen, besonders wenn wir versuchen, allen Ansprüchen gleichzeitig gerecht zu werden. Doch genau hier liegt der Kern des Problems: Weihnachten kann diese emotionalen Lücken nicht auf einmal füllen.

Mein Tipp: Hinterfrage deine eigenen Erwartungen. Frag dich ehrlich: Was wünsche ich mir wirklich? Und was davon ist vielleicht eine Erwartung, die ich von außen übernommen habe?

Traditionen flexibel gestalten

Traditionen geben uns Struktur und Geborgenheit, können aber auch zum Zwang werden. Vielleicht ist es an der Zeit, manche Rituale zu hinterfragen.

  • Muss es wirklich immer der große Braten sein, oder reicht ein gemeinsames Raclette-Abendessen?
  • Wie wäre es, neue Traditionen einzuführen, wie einen gemeinsamen Spaziergang oder ein Spieleabend ohne Smartphone?

Flexibilität bringt oft mehr Freude als das sture Festhalten an Altem.

Das Wichtigste ist, dass sich alle Beteiligten mit den neuen oder angepassten Traditionen wohlfühlen. Sprich offen mit deiner Familie darüber, was ihr beibehalten und was ihr ändern möchtet. Manchmal entstehen aus solchen Gesprächen ganz von selbst neue, wertvolle Rituale. Dabei ist es wichtig, dass du die Veränderungen behutsam und schrittweise einführst. Nicht jeder ist sofort offen für große Umstellungen. Ein sanfter Übergang gibt allen Beteiligten die Chance, sich an die neuen Traditionen zu gewöhnen und sie wertzuschätzen.

Absprachen treffen – Konfliktpotenzial minimieren

Gerade wenn deine Familie zu Diskussionen neigt, helfen klare Absprachen im Voraus.

  • Themen, die tabu sind: Manche Fragen oder Gespräche sorgen fast immer für Streit. Schreib im Familienchat, welche Themen lieber ausgelassen werden sollten – z. B. Diskussionen über die Arbeit oder Beziehungsstatus.
  • Zeitpläne erstellen: Plane im Vorfeld, wann wer wo ist. So vermeidest du Stress und unerwartete Überraschungen.
  • Aufgaben verteilen: Jeder kann etwas zum Gelingen des Festes beitragen. Verteile die Verantwortlichkeiten für Kochen, Dekorieren oder Geschenke einpacken – das nimmt dir Last von den Schultern und gibt allen das Gefühl, wichtig zu sein.

Rückzugsräume schaffen

Weihnachten bedeutet oft volle Häuser und wenig Zeit für sich. Doch manchmal brauchst du genau das: eine Pause.

  • Selfcare-Inseln: Verabrede dich z. B. für ein kurzes Telefonat mit einem guten Freund oder geh allein spazieren.
  • Codewörter vereinbaren: Mit einem Familienmitglied kannst du ein Codewort ausmachen, falls du Unterstützung brauchst, um dich aus einer Situation zu lösen.
  • Kleine Auszeiten einplanen: Reserviere dir bewusst 15-30 Minuten am Tag, in denen du dich zurückziehen und durchatmen kannst – sei es mit einem Buch, einer Tasse Tee oder einfach in Stille.

Den eigenen Akku aufladen – Basics nicht vergessen

Inmitten von Plätzchen, Glühwein und späten Nächten vergisst man schnell, wie wichtig grundlegende Bedürfnisse sind:

  • Trink zu jedem Glas Wein auch ein Glas Wasser.
  • Versuch ausreichend zu schlafen – auch wenn es verlockend ist, lange aufzubleiben.
  • Nach dem zehnten Keks darf’s auch mal ein Apfel sein. 🍎
  • Bewegung an der frischen Luft – ein kurzer Spaziergang kann Wunder wirken und neue Energie geben.

Nachsicht mit dir und anderen

Wenn es trotz aller Vorbereitung zu einem Streit kommt, sei nicht zu hart mit dir selbst oder den anderen. Weihnachten birgt Konfliktpotenzial, und das ist okay. Wichtig ist, nach einer Eskalation durchzuatmen, loszulassen und es im nächsten Jahr besser zu machen. Manchmal reicht auch ein einfaches "Entschuldigung" oder ein verständnisvolles Nicken, um die Situation zu entspannen. Vergiss nicht: Auch die anderen Familienmitglieder stehen womöglich unter Druck und reagieren deshalb sensibler als sonst.

Denk auch daran, dass Stress und angespannte Situationen oft ansteckend sind. Wenn du selbst ruhig und gelassen bleibst, kann das eine positive Wirkung auf die ganze Gruppe haben. Ein tiefer Atemzug und ein sanftes Lächeln können manchmal Wunder bewirken.

Eine Mini-Meditation für die Feiertage

Wenn dir alles zu viel wird, gönn dir fünf Minuten für dich selbst:

  1. Setz dich an einen ruhigen Ort, schließ die Augen und atme tief ein und aus
  2. Beobachte ein paar Atemzüge lang, wie dein Atem ein- und wieder ausströmt. Wo nimmst du ihn wahr? Welcher Körperteil bewegt sich zu dem Rhythmus deines Atems?
  3. Stell dir vor, wie du bei jedem Ausatmen Stress und Erwartungen loslässt.
  4. Sag dir innerlich: „Ich darf loslassen. Weihnachten ist kein Wettkampf.“

Diese kleine Auszeit kann helfen, wieder in den Moment zurückzukommen und dich auf das Wesentliche zu besinnen.

Diese Mini-Meditation ist besonders wertvoll, wenn du sie regelmäßig praktizierst – zum Beispiel morgens bevor der Trubel startet, vor dem Geschenke auspacken oder abends nach einem turbulenten Familientag. Sie hilft dir dabei, dich zu erden und die wirklich wichtigen Momente der Weihnachtszeit bewusster wahrzunehmen.

Belohnungen einbauen – für ein gutes Gefühl

Manchmal hilft es, sich selbst kleine Belohnungen zu setzen. Überstehst du eine anstrengende Situation, gönn dir danach einen Feel-Good-Film, einen warmen Kakao oder einfach ein paar Minuten Zeit nur für dich.

Solche kleinen Belohnungen geben dir nicht nur etwas, worauf du dich freuen kannst, sondern helfen dir auch dabei, schwierige Momente besser durchzustehen. Sie sind wie kleine Ankerpunkte, die dir Kraft geben und dich daran erinnern, dass du gut für dich sorgst.

Besonders wichtig ist es auch, dir diese Belohnungen bewusst zu gönnen und sie nicht als "egoistisch" abzutun. Denn gerade in der Weihnachtszeit, wo wir so viel für andere tun, ist es wichtig, auch uns selbst etwas Gutes zu tun. Diese kleinen Momente der Selbstfürsorge helfen dir dabei, ausgeglichen und präsent zu bleiben.

Nach den Feiertagen: Wie du zur Ruhe kommst

Die Zeit zwischen den Jahren bietet eine perfekte Gelegenheit, um nach dem Weihnachtstrubel zur Ruhe zu kommen. Nutze diese besondere Zeit bewusst für dich: Gönne dir einen ausgiebigen Spaziergang an der frischen Luft, greif endlich zu dem Buch, das schon so lange auf deinem Nachttisch liegt, oder nimm dir einen Moment Zeit zur Reflexion. Denk darüber nach, was dir an den Feiertagen besonders gut gefallen hat und welche Aspekte du im nächsten Jahr vielleicht anders gestalten möchtest.

Diese Zeit der Reflexion hilft dir auch dabei, die Erfahrungen des vergangenen Jahres zu verarbeiten und mit neuer Energie ins kommende Jahr zu starten. Vielleicht entdeckst du sogar, dass einige der stressigen Situationen im Nachhinein gar nicht so schlimm waren, wie sie sich im Moment angefühlt haben. Nutze diese Erkenntnisse, um im nächsten Jahr noch gelassener durch die Feiertage zu kommen.

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Weihnachten allein? So machst du es dir trotzdem schön

Nicht jeder verbringt Weihnachten mit der Familie. Ob freiwillig oder unfreiwillig – die Feiertage allein zu verbringen, ist nicht immer leicht.

Hier ein paar Ideen, wie du dir die Zeit trotzdem besonders und angenehm gestalten kannst:

  • Plane dir bewusst etwas Schönes ein, z. B. einen Filmabend, ein gutes Buch oder ein besonderes Essen.
  • Nutze die Zeit, um dich zu entspannen und Dinge zu tun, die dir guttun – ohne Verpflichtungen.
  • Verabrede dich (online oder offline) mit Menschen, die dir wichtig sind.

Manchmal kann ein Weihnachtsfest allein sogar erholsamer sein als ein chaotisches Familientreffen.

Nutze diese Zeit, um dich auf dich selbst zu konzentrieren und die Ruhe zu genießen. Es kann eine wunderbare Gelegenheit sein, alte Gewohnheiten zu überdenken und neue Traditionen für dich selbst zu entwickeln. Vielleicht entdeckst du sogar, dass ein ruhiges Weihnachtsfest genau das ist, was du brauchst.

Hol dir Unterstützung, wenn du sie brauchst

Falls Weihnachten für dich emotional belastend ist, scheue dich nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ob durch Gespräche mit Freunden, einer Beratungsstelle oder einfach durch Austausch mit jemandem, der dich versteht – du musst die Herausforderungen nicht allein bewältigen.

Telefonische Hilfe: Telefonseelsorge und Krisenchat

Falls Sie psychologische Hilfe benötigen, können Sie sich jederzeit an die Telefonseelsorge wenden: 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 sowie online.
Junge Menschen finden Unterstützung per Chat beim Krisenchat.

Speziell für ältere Menschen steht das „Silbernetz-Feiertagstelefon" vom 24. Dezember, 8:00 Uhr, bis Neujahr, 22:00 Uhr, unter der kostenlosen Nummer 0800/4 70 80 90 zur Verfügung.

Weihnachten muss nicht perfekt sein, um schön zu sein. Es darf laut, chaotisch, improvisiert – und trotzdem herzlich sein. Nimm dir die Zeit, die Feiertage so zu gestalten, dass sie sich für dich gut anfühlen. Und vergiss nicht: Du bist wichtiger als jedes perfekt inszenierte Fest! ❤️

Was ist dein wichtigster Tipp für ein stressfreies Weihnachten? Schreib es mir in die Kommentare!

https://www.tagesschau.de/wissen/gesundheit/stressfreie-weihnachten-100.html